Zur Abwechselung mal ein einfaches
Elektronikprojekt für Zwischendurch... weil ganz ohne
Software!
Ein HiFi-Verstärker zum Betrieb mit 2 Lautsprecherboxen ist ja nun
wirklich nichts Neues. Warum also selber sowas bauen?
Na ja, das alte Problem. Das was es zu kaufen gibt passt mir irgendwie
nicht. Außerdem fristen die "normalen" Stereoverstärker seit
dem Surround- und Dolby-irgendwas- Boom ein echtes Schattendasein im
Markt. Wer einen Verstärker mit Digitaleingängen sucht muss
meist zu einem sogenannten AV-Receiver greifen und diesen im Stereomode
betreiben. Etwas Platzsparendes für auf den Schreibtisch ist das
jedoch nicht.
So war zumindest der Stand Ende 2007, als das Konzept und die
Schaltungen für den Verstärker entstanden. Der Bau desselben
folgte dann spontan 4 Jahre später... :-)
Eckpunkte des Projekts:
Vollverstärker mit 2-Kanälen ( "Stereo 2.0" ) mit
kompakten Abmessungen
analoge Eingänge und S/PDIF Digitaleingänge (optisch
als "Toslink" und koaxial)
Ausgangsleistung angemessen zur Beschallung eines
mittelgroßen Wohnzimmers
geeignet für Lautsprecherimpedanzen von 4 und 8 Ohm
natürlich mit Ausgang für einen Kopfhörer
manuell abschaltbarer Lautsprecherausgang (d.h. nicht automatisch
über den Kopfhörer-Stecker)
vernünftiges Schaltungsdesign ohne jegliches HiFi-Voodoo
oder audiophilen Spartanismus,
insbesondere erkennbar an folgenden Features:
Der Verstärker wird mit dem Lautsprecher NuBox 311 betrieben,
sowie mit einem HD650 Kopfhörer.
Fangen wir mit den Äußerlichkeiten an. Die
Gehäuseabmessungen des Verstärkers betragen 222mm (Breite) x
95mm (Höhe) x 350mm (Tiefe über alles). Das Gehäuse
wurde mit Hilfe von sogenannten Gehäuseprofilen aufgebaut, die die
Längskanten bilden. Seiten- und Deckelbleche werden in die Nuten
dieser Profile eingeschoben, das Bodenblech wird über eine
Mutternut fest angeschraubt. Front- und Rückplatte werden
über M5-Schrauben verschraubt, wobei die Schrauben sich selbst ein
Gewinde in das Gehäuseprofil schneiden. Der große Vorteil
dieser Aufbautechnik besteht darin dass nur einfache Bleche ohne
Abkantungen o.ä. angefertigt werden müssen, sowie die Profile
auf Länge gesägt.
Deckel und Seitenbleche bestehen aus 1,5mm starkem Lochblech (Typ Rv
3-5). In das glatte Bodenblech (Stärke 2mm) wurden selektiv
Lüftungsöffnungen eingebracht. Die Rückwand und das
frontseitige Trägerblech für die Bedienelemente hat eine
Stärke von 3mm. Über dieses Trägerblech wird eine 5mm
starke Frontplatte gesetzt.
Die Poti- und Tasterknöpfe wurden aus Aluminium-Vollmaterial
selbst gedreht.
Das Gehäuse wurde pulverbeschichtet mit einer weißen
Feinstruktur. Für die Frontplatte und die Bedienelemente wurde
Dunkelsilber Metallic Perleffekt verwendet. Der Beschriftungsstreifen,
ein laminierter Papierausdruck, liegt in einer vertieften Nut. Ein
getöntes Acrylglas ist bündig eingelassen und bildet das
Fenster.
Der Innenraum bietet eigentlich keine Überraschungen. Ein
Ringkerntrafo (200VA, mit 2x26,6V~ Sekundärspannung und 2x 18V~
Abgriff), zwei größere Kühlkörper, eine Platine
mit dem Leistungsteil, 2 Platinen für die Analog- bzw.
Digitaleingänge, eine Bedienelemente-Platine, und eine Platine
für die Aussteuerungsanzeige.
Die beiden Bargraph-Anzeigen mit jeweils 10 LEDs und logarithmischer
3dB-Teilung wurden rund um den LM3915 aufgebaut. Einen tiefergehenden
Sinn hat die Anzeige mangels einer kalibrierten Skalierung nicht. Sie
fungiert lediglich zur visuellen Unterstreichung des Höreindrucks.
Eine Siebensegment-Anzeige zeigt an welcher Eingang 1...6 mittels des
darunter befindlichen Stufenschalters ausgewählt wurde. Falls ein
Digitalsignal anliegt leuchtet die links davon befindliche blaue LED.
Der Verstärker hat 4 Analogeingänge (Cinch), und 4
Digitaleingänge (davon 2x Toslink und 2x koaxial). Zwei der
Digitaleingänge ist ein paralleler Analogeingang zugeordnet, auf
den automatisch umgeschaltet wird wenn kein Digitalsignal anliegt.
Für die Digitaleingänge (Platine unterhalb des Trafos in
obigem Bild) wird der Digital Audio Interface Receiver CS8416
verwendet. Nachgeschaltet ist der DA-Wandler CS4334.
Die Analogeingänge werden über Reed-Relais umgeschaltet. Im
direkten Signalweg werden übrigens generell Folienkondensatoren
und COG Keramikkondensatoren eingesetzt. Elkos werden nur zum Puffern
der Versorgungsspannungen o.ä. verwendet.
Kommen wir nun zum wesentlichen (Leistungs-)Teil. Der integriete DMOS
Audio Amplifier TDA7293 sorgt für ausreichend Power bei geringem
Schaltungsaufwand. Er wird im einfachen Modus betrieben, also ohne die
im Datenblatt angegebenen Möglichkeiten zur Leistungssteigerung.
Ausgangsseitig befindet sich eine Relaisbeschaltung, die nicht nur das
Einschaltknacken unterdrückt (was der TDA7293 auch selbst tun
könnte), sondern auch eine Abschaltung der Lautsprecher beim
Auftreten einer DC-Spannung am Ausgang bei einer Fehlfunktion
realisiert. Als weiteren Lautsprecherschutz sind Schmelzsicherungen
eingebaut. Für den Kopfhörerausgang ist ein zweites Relais in
DIL-Bauform vorhanden, da der Lautsprecher-Schalter an der Frontplatte
auf das Lautsprecher-Relais wirkt. Die beiden Relais können
optional auch von einer Temperaturüberwachung an den
Kühlkörpern abgeschaltet werden, die bisher aber noch
unbestückt ist.
Das Kopfhörer-Signal wird über einen 3:1 Spannungsteiler von
den Endstufen abgegriffen, wobei sich eine Quellenimpedanz von ca. 40
Ohm ergibt.
Je nach angeklemmter Sekundärwicklung des Trafos wird die Endstufe
mit ca. +/-24V oder +/-35V betrieben. Zumindest im letzten Fall wird
die erreichbare RMS Ausgangsleistung durch die Wärmeableitung vom
Chip bzw. die Ableitung über die Kühlkörper an die
Umgebung limitiert. Messungen hierzu stehen hier noch aus. Es ist
übrigens die Möglichkeit vorgesehen links und rechts der
Kühlkörper je einen Lüfter einzubauen. Die entsprechende
temperaturabhängige Ansteuerung befindet sich auf der
Endstufenplatine.
Zur internen Verkabelung wird ein Flachbandkabel als Bus für
Versorgungsspannungen und Schalt- bzw. Zustandssignale verwendet. Die
NF-Signale werden über abgeschirmte Kabel zwischen den Platinen
transportiert.
Das Bild der Geräterückseite ist natürlich von den
verschiedenen Steckverbindern geprägt. Links die Cinch-Buchsen der
Analogeingänge, in der Spalte daneben die beiden Toslink
Eingänge bzw. unten die Koaxial-Eingänge für die
digitalen Signale. Die Lautsprecherkabel werden über einfache
Klemmen angeschlossen.
Ziemlich schnell stellte sich heraus dass die neuen Lautsprecher im
Regal oder wandnah auf einer Vitrine viel von ihrer Klangqualität
einbüßen, da der Bassbereich dröhnig wird. Frei
aufgestellt, im klassischen Stereodreieck, auf Ohrhöhe, sind sie
dagegen mustergültig in Linearität und Impulsverhalten.
Es müssen also Boxenständer her. Und es ist mal wieder zum
Verzweifeln... maßlich unpassend, schrottige Qualität,
unmögliches Design, unverschämt teuer. Also schon wieder was
selber bauen! *stöhn*
Meine Gedanken fokussieren sich in die Richtung Granit-Bodenplatte mit
Edelstahlsäule...
Update 31.03.12
So, das ging jetzt alles relativ schnell. Ein paar Designs
durchgespielt, Material besorgt, zurechtgeschnitzt und
zusammengebastelt.
Und das ist daraus geworden:
Die Bodenplatten bestehen aus 30mm starkem Granit der Sorte "Star
Galaxy" - was auch sonst :-), die Säulen mit Durchmesser
60mm
sind geschliffene V2A-Rohre. Oben und unten schließen die Rohre
mit einem selbstgedrehten Aluflansch ab. Das Paket wird mit einer
langen Gewindestange verspannt. Der untere Flansch ist mit
Epoxidharz-Kleber auf die Granitplatte aufgeklebt.
Die Lautsprecher stehen auf einer entsprechend großen Aluplatte
mit Gummipuffern. Die Platte ist mit schwarzem Strukturfarbe
pulverbeschichtet (exakt passend zum Lautsprechergehäuse).
Das Kabel wird im Inneren der Säule verlegt.
Die Ständer heben die Lautsprecher auf eine Höhe von 700mm
an. Das Gewicht eines Ständers beträgt ca. 7 kg.
Die statische Dimensionierung ist so erfolgt dass die erforderliche
Kippkraft der Boxen/Ständerkombi etwa so groß ist wie bei
der auf dem Tisch stehenden Box allein. Der Kippwinkel beträgt ca.
13°. Beides ließe sich noch vergrößern wenn im
unteren Bereich ein Rundstahl zur Beschwerung in die Säule kommt.
Das scheint mir aber nicht nötig zu sein.
Ach so, der Klang! Mindestens so gut wie zuvor mit den improvisierten
Karton- und Bücherstapeln.